Worum geht es in dem Vertrag?
Der so genannte Pflanzenschutzvertrag ist ein internationales Abkommen, das die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der weltweiten pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (PGRFA) sowie eine faire und gerechte Aufteilung der Vorteile gewährleisten soll. Durch sein multilaterales System (MLS) ermöglicht er den Vertragsparteien den Zugang zu einer festgelegten Liste von 64 wichtigen Nahrungs- und Futterpflanzen. Der Vertrag erkennt auch die Rechte der Landwirte an, Saatgut und traditionelles Wissen zu nutzen, auszutauschen oder zu verkaufen, und erkennt ihre zentrale Rolle bei der Erhaltung der Pflanzenvielfalt an.
Was in Lima geschah - die Tagung des Verwaltungsrats 2025 (GB-11)
Vom 24. bis 29. November 2025 traf sich das Leitungsgremium des Vertrags, das ein breites Spektrum von Interessengruppen umfasst, in Lima, um die Fortschritte im Rahmen des Vertrags zu überprüfen und Reformvorschläge zu diskutieren. Ein zentraler Vorschlag war die Ausweitung des MLS von derzeit 64 Kulturpflanzen auf potenziell alle pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft. Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die Überarbeitung des Standardmaterialtransferabkommens (SMTA), wobei der Schwerpunkt auf dem Umgang mit digitalen Sequenzinformationen (DSI) innerhalb des Systems lag. Der Begriff Digitale Sequenzinformationen (DSI) umfasst laut Wikipedia nach allgemeiner Auffassung Nukleinsäuresequenzdaten und kann auch andere Datentypen, wie z. B. Proteinsequenzdaten, umfassen.
Diese Vorschläge lösten heftigen Widerstand aus. So warnten einige zivilgesellschaftliche Organisationen, dass die Ausweitung das Risiko der"Biopiraterie" erhöhen könnte, insbesondere durch die Verwendung von genetischen Daten. Unter Biopiraterie versteht man die unbefugte Aneignung von Wissen und genetischen Ressourcen aus der Landwirtschaft und von indigenen Gemeinschaften durch Einzelpersonen oder Institutionen, die versuchen, durch Patente oder andere Formen des geistigen Eigentums die exklusive Kontrolle zu erlangen (Quelle: Wikipedia). Eine weitere Stimme der Ablehnung kommt von einem Netzwerk von indischen Landwirten und Saatgutgruppen. Sie forderten ihre Regierung auf, den Vorschlag mit der Begründung abzulehnen, dass er die Saatgutsouveränität schwächen und in erster Linie multinationalen Konzernen zugute kommen würde.
Die Befürworter erklärten, dass die Ausweitung des MLS und die Überarbeitung des SMTA einen besseren Zugang zur Pflanzenvielfalt ermöglichen, den Vertrag im Hinblick auf neue Gentechnologien modernisieren und den monetären und nicht-monetären Vorteilsausgleich verbessern würden. Die von der Arbeitsgruppe des Vertrags ausgearbeiteten Vorschläge wurden von verschiedenen Regierungsdelegationen, FAO-Beamten und Forschungseinrichtungen wie CGIAR unterstützt.
Was wurde beschlossen?
Das Lenkungsorgan erzielte keine Einigung über die vorgeschlagene Erweiterung oder das überarbeitete SMTA. Stattdessen wurde die Entscheidung formell auf eine künftige Sitzung vertagt. Infolgedessen wurden in Lima keine Änderungen hinsichtlich des Anwendungsbereichs des MLS oder der Behandlung von DSI beschlossen.
Schlussfolgerung
Das Treffen in Lima hat die tiefe Kluft zwischen denjenigen, die den weltweiten Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen ausweiten wollen, und denjenigen, die befürchten, dass solche Änderungen die Rechte der Landwirte untergraben und neue Formen der Biopiraterie fördern könnten, deutlich gemacht. Es wurden zwar keine endgültigen Entscheidungen getroffen, aber die Debatten machten deutlich, wie komplex und politisch heikel die Zukunft der globalen Saatgutpolitik geworden ist. Die Vertagung bedeutet, dass die Diskussionen fortgesetzt werden, und Landwirte, die Zivilgesellschaft und die Regierungen müssen bei der nächsten Verhandlungsrunde eng zusammenarbeiten.
Für PRO-WILD machen die Diskussionen in Lima deutlich, wie die internationale Saatgut- und Genressourcenpolitik das weitere Umfeld für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt prägt.
Quellen und weiterführende Literatur
- FAO.org:www.fao.org/plant-treaty/eleventh-governing-body/en
- ViaCampesina.org:viacampesina.org/en/2025/11/itpgrfa-peru-the-plant-treaty-at-the-crossroads-between-biopiracy-and-farmers-rights/
- Business-standard.com:www.business-standard.com/industry/agriculture/11th-itpgrfa-meet-postpones-key-decisions-on-expanding-plant-list-125113000519_1.html
- enb.iisd.org:enb.iisd.org/negotiations/international-treaty-plant-genetic-resources-food-and-agriculture-itpgrf